Colombia

Meine Reise haette nicht besser starten koennen. Puenktlicher Zug in B/B, Entspannen in der Lounge und in der Luft erhielt das Cocpit auf eindringliche Nachfrage von mir den folgenden Funkspruch ".. TLX FRA OPS CTRL ENDSTAND DRS GG MAGEDEBURG 3 - 2. O/EDDF". :)

Der Flug war super, viele nette Menschen, und ja, auch huebsche Maedels, an Board. Alles perfekt. Nach kurzem 2 Tagen in Bogota (Fussball, Sport, bisschen Erkunden) bin ich dann, leicht erkaeltet, in den den Bus gen Zona Cafetaria gestiegen. Es liess sich auf der Fahrt kaum  verbergen, dass die kolumbianische Topographie einige Abwechslungen parat hat, sodass trotz bestem Asphalt die Geschwindigkeiten eher zw. 30 und 50km/h liegen. Mit zwei Frenchies sind wird dann nacheiner  Tagesreise in Salento - einem kleinen Ort so halb in den Bergen angekommen. Im schoenen Valle de Cocora konnte ich meinem Husten etwas Radeln und Wandern entgegensetzen. Schnell bin ich da an meine Grenzen gekommen. Fuer die Augen war das ewige Gruen der hier heiligen Wachspalmen hingegen eine wahre Freude. Leider war der Himmel aber so verhangen, dass sich die Blicke gegen die schneebedeckten Vulkane nicht befreien konnten.


In der ersten Woche hier, war ich auch damit beschaeftigt mich fuer ein Meer zu entscheiden; Pazifik oder Karibik. Getrieben wurde diese Entscheidung von der Abweagung von Abenteuer (Pazifik) gegen Sicherheit&Komfort (Karibik).  Letztenendes war der Wellen Forecast fuer den Pazifik guenstiger. Mit einer meinem Alter entsprechenden tscheschichen PropellerMaschine Let 410 ging es also dann von Medellin ueber Anden und ewigen FARC besetzten Urwald nach Bahia Solano. Der Flug war wirklich spektakulaer und entgegen aller Befuerchtungen auch ziemlich ruhig. Selten hatte ich bisher eine Landung auf Schotterpiste machen muessen - und noch seltener in einem HolzTerminal mitten im tropischen Urwald aber doch direkt am Meer auf das Gepaeck gewartet. Wie in Medellin 2Minuten vor dem Start angekuendigt, hatten nur 4Taschen den Weg geschafft. Aber nach ca.2h kam dann auch mit der naechten "Maschine" das Surfbrett. Mit dem Tuck-Tuck und Fahrer William ging es nun weiter ueber Stock und Stein nach El Valle. Am abgelegen Strand El Almejal durfte dann endlich  das Surfbrett aus dem Sack springen und zum ersten Mal Wasser vom gar nicht so stillen Ozean verdraengen. Der Ort war wirklich extrem abgelegen und jede Zeit drohte das duenne Seil zur Zivilisation; der Flugbebtrieb und die duenne Kommunikationsbandbreite, zusammenzubrechen. Waehrend der Zeit vor Ort war mir das reichlich egal, aber die Nachrichten von anderen Reisenden die enorme RueckreiseProbleme hatten hielt die Spannung hoch. Mit frischem Fisch vor Ort, Wellen vor dem einfachen Hostal und Wasserfall dahinter, sowie MosquitoNetz ueber dem Bett war alles fuer eine relaxte Woche gegebenen. Die Wellen waren nicht perfekt, so dass genug Zeit war neben dem Surfen einfach mit einem Bier in der Hand auf den Ozean rauszuschauen oder in der Haengematte zu lesen und abzuhaengen. Selten bin ich in den nahen Ort geschlendert. Der ist so stark von afrikansichen Abstaemmigen besetzt, dass man sich wie auf einer Strasse in Libreville vorkam - so mal mein Vorurteil. Die Leute waren hier ausnahmslos entspannt und nett, bis auf einen grimmigen Typen der einen Witz nicht verstand und mich auf den Friedhof bringen wollte.


Mit einem freiwilligen Schildi-Retter habe ich auch einen "kurzen" Trip zur Schildkroeten Farm unternommen. Nach 2x8km Marsch am Strand, und wegen Diner mit Fisch und Kochbanane und frischer Kokosmilch, "Befreiung" der kleinen Schildis und ploetzlichem Antreffen einer echten grossen Schildi dauerte das ganze dann doch 7h. Der komplette Marsch war im Dunkeln und die groesste Schierigkeit war es  eigentlich den unzaehligen schlafenden Krebsen am Strand auszuweichen. Kaum geweckt vom Taschenlampen-Licht sind die wie verrueckt von links nach rechts gewuselt. Da rueckzuh ein heftiges Gewitter den Spaziergang begleitete, war ich nicht mehr so vorsichtig und habe so drei vier Exemplare barfuss zerlatscht - ein etwass merkwuerdiges Gefuehl. Beim Rueckflug bereitete mir dann die lokale Polizei eine Ueberraschung - ich sollte doch mal mit ins Buero (einen 2x2m Verschlag kommen). Mit der Hand an der Pistole wurde ich bezuegl. Drogen ausgefragt und mein Rucksack durchsucht. Ein sehr mulmiges Gefuehl gegenueber jungen Polizeifreaks zu stehen. Im Endeffekt war dann alles ok, ich wurde noch ueber das hiesige Drogenproblem (KokaSchmuggel, usw.) aufgeklaert und nach dem 10. Durchblaettern meines Passes als DEA Agent abgestempelt. Irgendwie dann doch lustig.


Auch immer wieder "witzig" waren die Geschichten der lokalen Geschaeftsleute, die versuchen irgendwie der Korruption in der Pazifik Region zu trotzen und versuchen die ein- oder andere Widrigkeit (Flugabsagen, Benzinausfall, Mobilfunkausfall) zu tolerieren. Interessant wird es wohl auch bleiben wie sich die FARC Friedensverhandlungen auf diese ehemeals unruhige Region Choco asuwirken. Zwischen TourismusKickOff und MilitaerIntervention ist alles moeglich.


Die letzten 2 Tage war ich dann noch in Medellin. Die Stadt ist weit im Wandel fortgeschritten und hat Kartell und Pablo E. hinter sich gelassen. Mit vielen Programmen versucht man sich hier weiter zu entwickeln. Das gilt eigentlich fuer ganz Kolumbien, dem scheinbar nur in Deutschland ein etwas zweifelhafter Ruf vorauseilt. Das Land wirkt extrem reich, im Aufbruch und ueberall lassen sich positive Entwicklungen anhand von vielen tollen Geschichten der locals messen. Kolumbien, mit seiner immensen  Diversitaet haette sicher mehr als reichlich zwei Wochen verdient.
Mit etwas Kopfweh vom naechtlichen Ausgehen in Medellin ging es für mich zurueck nach Bogota und weiter nach Lima.